Ein Atomkraftwerk für Weißrussland
Die Atomkatastrophe in Fukushima beherrscht derzeit die Medien wie kein anderes Thema. Die russische und weißrussische Führung lassen sich von den möglichen Gefahren nicht beeindrucken und haben jüngst den Bau des ersten Atomkraftwerkes in Weißrussland beschlossen.
Weißrussische Bürger und Umweltschützer hatten sich bis zuletzt gegen den Bau eines Kernkraftwerks in Weißrussland stark gemacht und die Regierungen in Russland und Belaurs dazu aufgerufen, die Atompläne vor dem Hintergrund der Vorkommnisse in Japan, neu zu bewerten. Weißrussland war von dem Super-Gau von Tschernobyl vor 25 Jahren besonders stark betroffen. Der Nordostwind war verantwortlich dafür, dass etwa 1/3 des heutigen Gebietes von Weißrussland mit gefährlicher radioaktiver Strahlung versucht wurde. Die Bilder aus Japan rufen bei der weißrussischen Bevölkerung dunkle Erinnerungen und Bilder hervor.
Der russische Regierungschef Wladimir Putin entgegnete den Kritikern, dass man aus der Tragödie in Japan zwar Rückschlüsse für die weitere Sicherheit von Atomkraftwerken ziehen müsse, die Kernkraft selbst sei aber Teil der weltweiten Energiebalance. Deswegen werde man das Atomprogramm noch einmal einer Prüfung durch Experten unterziehen. Allerdings gehe es dabei um das Thema Sicherheit und nicht um die Frage, die Atomkraft als Energielieferant zu hinterfragen. Weiter führte Putin aus, dass die Reaktoren in Russland modernsten Sicherheitsanforderungen genügten, bei „denen im Störfall keine Menschen mehr eingesetzt werden müssen, um die Folgen zu beseitigen.“ Es gebe heute auf der Welt schon ausgereiftere Kraftwerke als diejenigen, die in Japan nun von Explosionen und Bränden betroffen sind und aus den 1970er Jahren stammten.
Damit ist klar, dass der Baustart des ersten Reaktors nur eine Frage der Zeit ist. Das Kernkraftwerk soll im Norden Weißrusslands entstehen, etwa 20 km von der litauischen Grenze entfernt. Dies stößt bei den Nachbarn nicht gerade auf Wohlgefallen. Russland unterstützt den Bau des AKWs mit einem 4,3 Milliarden schwerem Kreditpaket. Die russische Regierung plant, bis 2030 insgesamt 26 neue Atomreaktoren zu bauen und auf dem weltweiten Atommarkt eine führende Rolle einzunehmen.